Unkrautskulptur

Entwurf für die Gestaltung eines Pavillion  für die Ausstellung
„1000 Jahre Kloster Michaelsberg“ in Bamberg

Bezug nehmend auf das Deckengemälde der Basilika auf dem Michaelsberg, in dem alle im 17.Jahrhundert bekannten Kulturpflanzen im sogenannten Himmelsgarten dargestellt sind, soll in der Rauminstallation dem Unkraut ein Denkmal gesetzt und die Unterteilung in nützliche und unnütze Pflanzen hinterfragt werden

© Utta Hagen 2015

Im Schutz des Engels – 1000 Jahre Kloster Michaelsberg Bamberg
Vorschlag für die künstlerische Gestaltung eines Pavillions im September 2015

von Utta Hagen

Der Bamberger Himmelsgarten repräsentiert in seinen Deckenmalereien die gesamte zu seiner Entstehungszeit bekannte Flora. Ist das wirklich so? Nein! Die unnützen Pflanzen, das Unkraut, deren Sinn die Menschen nicht sofort erkannten sind kein Bestandteil des historischen Deckengemäldes.
Die Botanik des 21. Jahrhunderts nimmt diese Unterteilung in wertvolle und wertlose Pflanzen nicht mehr vor, unser veränderter Naturbegriff erkennnt heute die sogenannten „Beigräser“ oder „Kulturpflanzbegleiter“ als wichtige Teile des Ökosystems an. Und als solche stehen die Unkrautpflanzen hier sowohl als Material als auch als Inhalt im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit.

Im Ausstellungsraum ist die Unkrautskulptur ein modulares Regalsystem, in das Blumentöpfe eingestellt werden können, eine Art raumgreifende Blumenampel, die zu Beginn des Ausstellungsprojektes aufgebaut und dann im Verlauf der Ausstellung mit „Unkrauttöpfen“ bestückt wird. Die Künstlerin wird dazu in den umliegenden Gärten des Michaelsbergs Pflanzen sichten, ausgraben und in Töpfe pflanzen. Auch die Öffentlichkeit ist eingeladen Unkraut vorbei zu bringen und so an dem Projekt teilzunehmen. Die Pflanzen werden als Teil der Skulptur gepflegt, d.h. gegossen, gedüngt, sowie herbologisch bestimmt und beschriftet.

Die Unkrautskulptur stellt eine indirekte Auseinandersetzung mit dem Bamberger Himmelsgarten dar, denn die Bestimmung der Pflanzen für das zeitgenössische Kunstwerk intensiviert die Beschäftigung mit der Vielfalt der abgebildeten Pflanzen im Deckengemälde.
Und sie schafft einen Ort des Gedenkens: denn der Besucher kann auch im Jubiläumsjahr 2015 das Deckengemälde nicht im Original besichtigen, sondern muss sich hier mit der Betrachtung der im Gemälde fehlenden Pflanzen, eben dem Unkraut, begnügen. So wird der Himmelsgarten in seiner Abwedsenheit Teil dieser Skulptur, Teil des Diskurses.